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Reiseblog Heimaturlaub: Gefangen wegen Corona
9.7.20 #256 |
Etwa um 04:00 morgens kam Bewegung in das Drama um das geschlossene Terminal in Form von mehreren Personen, die
sich mit Rollkoffern und sonstigen Reiseutensilien geräuschvoll den Weg von der Bushaltestelle heranarbeiteten, den auch ich zurückgelegt
hatte. Der Wachmann hatte sich etwa eine halbe Stunde vorher unter Zurücklassung einer verschlossenen Türe still und leise davongemacht.
In Erwartung einer baldigen Lösung des Problems habe ich mich zu den Leuten dazugesellt, und erfuhr, daß sie einen Flug gebucht hatten,
der 1 Stunde vor meinem nach Larnaka geht. Pflichtgemäßt, wie es auf dem Ticket vermerkt ist, haben sie sich 2 Stunden vor dem Abflug
am Terminal eingefunden. Recht schnell, etwa in der Frequenz wie der Flughafenbus kommt und geht, vermehrten sich die Leute, bis schließlich
über 100 Menschen, eine ganze Flugzeugladung, frierend vor dem Terminal standen.
Da konnte man schon eine Bewegung im Inneren des Terminals sehen, nach etwa einer Stunde Wartezeit nahmen so nach und nach alle
Angestellten der Fluglinie ihre Plätze ein, und schließlich kam eine Dame an die Eingangstüre und öffnete die Verriegelung. Da konnte
ich meine restliche Wartezeit wenigstens in einem geheizten Raum ohne Zugluft auf einem ordentlichen Sitzplatz verbringen.
Wieder nach etwa einer Stunde, nachdem sie den Flug nach Larnaka abgearbeitet hatten, rochierten sie auf die Plätze hinter der Theke
für meinen Flug, und da war dann auch ich dran. Erwartungsgemäß kam als erstes die Frage nach dem PLF. Ich konnte da nur meine
Empfangsquittung vorzeigen, merkwürdigerweise schien sie das garnicht zu erstaunen. Man riet mir, erstmal meine Mails nochmal abzurufen
und siehe da, während ich frierend auf dem Parkplatz saß, haben die Griechen gewissermaßen in letzter Sekunde doch noch dieses Ding
geschickt. Ich kann das nicht einordnen, ist es Unvermögen, Nachlässigkeit, wollen sie in schweijkscher Manier die Zahl der Passagiere
vermindern, oder ist es nur Kompetenzgerangel, oder gar Korruption, ich weiß es nicht. Jedenfalls ist es sehr schädlich für die
griechische Tourismusindustrie und noch schädlicher für das Vertrauen in die griechischen Ämter, soweit man das überhaupt noch
erschüttern kann.
Nachdem ich das PLF wenigstens auf dem Bildschirm meines Laptops vorzeigen konnte, hat mir ein Airline-Angestellter seine private
eMail-Adresse in den Laptop diktiert, und kam kurz darauf mit einem Ausdruck wieder.
Weder war mein Koffer zu schwer noch mein Handgepäck zu umfangreich, dann stand dem Boarding nichts mehr im Wege.
Der Flieger war voll besetzt, da paßte keine Maus mehr rein. Das mit den leeren Stränden wg. Corona bleibt wohl Illusion. Der Abflug
war dann noch nicht so reibungsfrei wie gedacht, erstmal stand der Flug eine halbe Stunde später auf dem Flugplan als im Ticket, und dann
stand der Flieger noch bestimmt eine Stunde auf dem Vorfeld herum, bis es endlich losging.
Nachdem ich im Laufe der Jahre schon mehrere Fluglinien kennengelernt hatte, weiß ich nun, daß es bei Ryanair im Gegensatz zur
landläufigen Meinung geradezu luxuriös zugeht. Hier gab es wirklich nichts, nichts! Zum lesen nur die vorgeschriebenen Blätter mit den
Notfallmaßnahmen, Ryanair hatte wenigstens noch eine Werbemagazin. Natürlich auch kein Bildschrim mit den Ortsdaten wie Condor.
Ich hatte einen Fensterplatz, hatte gute bis sehr gute Sicht auf die Geografie und versuchte verzweifelt meine navigatorischen
Kenntnisse für eine Ortsbestimmung anzuwenden. Ich meine, alle wichtigen Strukturen zu kennen, alle großen Flüsse nach ihrer Richtung
zu kennen, und einen Teil dieser Gegend höchstselbst mit dem Schiff abgefahren zu haben, es war wie im nächtlichen Berlin nichts, keine
bekannte Struktur. Erst als die Ankunft schon angekündigt war, und der Flieger seine Landeschleife flog, erkannte ich die Rouga Bay an
ihrer einzigartigen Form, und auch die wohlbekannten Orte Vonitsa und Preveza.
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8.7.20 #255 |
Wie um mir den Abschied zu erleichtern, ist der Morgen kühl und feucht, nach einer kalten Nacht. Wenn es nicht
der letzte Tag wäre, hätte ich den Kachelofen in Gang gesetzt. Das Schließen des Koffers ist so eine symbolisch befrachtete Handlung,
die den endgültigen Abschluß eines Lebensabschnittes markiert. Und schon kommt man mich abzuholen, um mich wenigstens auf dem Weg
zum Bahnhof nochmal zu unterstützen.
Die griechische Inkompentenz wird ihrem seit langem gefestigtem Image gerecht: Meine rechtzeitig abgegebene
Selbstauskunft wurde erst beim zweiten Anlauf mit einer Empfangsquittung belohnt, die aber lediglich die korrekte Einsendung der Daten
betraf. Das so wichtige PLF (Personal Locator Form) ist das nicht. Mit dieser Quttung wird nun versprochen, daß der QR-Code mit PLF,
der für die Einreise unerlässlch sei, 48h vor dem geplanten Einreisetermin per eMail zugesandt würde. Diese Zeit ist seit gestern
verstrichen, kein QR-Code da. Ich drucke nun wenigstens die Empfangsquittung aus, damit ich wenigstens dieses Papier in der Hand habe,
das die korrekte Erfüllung meines Parts beweist.
Ich war zwar schon mehrere Male in Berlin, aber jetzt das zweite Mal per Eisenbahn. Beim ersten mal gab es
die DDR noch, und damit einen zweimaligen Grenzübertritt. Mich als Bundesrepublikaner behandelten die DDR-Grenzer überaus korrekt,
geradezu nachlässig, recht viel mehr als ein kurzer Blick in den Ausweis war da nicht. Den vielen DDR-Rentnern auf dem Rückweg vom
Urlaub wurde ganz anders mitgespielt. Es waren nicht wirklich Schikanen, aber eine überaus genaue Kontrolle mit vielen Fragen, dabei
war die Hierarchie überdeutlich: Die Grenzer trugen eine Überlegenheit zur Schau, die sie durch ihre Machtposition vermutlich auch
hatten, die Kontollierten wiederum zeigten sich unterwürfig, so als kämen sie auf Knien herbeigekrochen, und wollten trotz
der Ungehörigkeit ihres Ansinnens den Grenzer um Gnade bitten. So weit ich sehen konnte, wurde niemand verhaftet, aber die Möglichkeit
hing penetrant im Raum. Dieses Erlebnis Habe ich im Hinterkopf, wenn ich meine Europaflagge aufziehe!
Der ICE fuhr pünktlich ab, aber im Gegensatz zu meiner Reise nach Mulhouse gab es keine Geschwindigkeitsanzeige.
Jedenfalls konnte ich von meinem Sitzplatz keine sehen. Grob geschätzt waren es schon 200 Sachen. Die Franzosen fuhren da allerdings
auf ihrer Rheinseite auch mal 270, und das vor Jahren! Sie waren auch stolz darauf, und ich hatte mehrere Tachometer in meinem Blickfeld.
Eigentlich wollte ich am Computer arbeiten, man hat mir gesagt, es wäre alles da, was ich dafür bräuchte, Aber das Internet war schlecht,
um nicht zu sagen, sehr schlecht, und das schuckelte so sehr, daß ich die Tasten nicht richtig treffen konnte, es blieb beim Versuch.
Der Hauptbahnhof in Berlin hat keine unterirdischen Verbindungen zwischen den Bahnsteigen, sondern Brücken. Man muß daher erstmal nach
oben, um vom Bahnsteig wegzukommen, gottseidank mit Rolltreppe. Wie an allen Bahnhöfen gabe es allenthalben die bekannten
Symbolwegweiser, die an allen Bahnhöfen und Flughäfen angebracht sind. Man konnte sehen, wo es zu den Toiletten, zu den Parkplätzen ging,
aber so sehr ich mich bemühte, ein Bussymbol konnte ich nirgens entdecken. Weil doch schon sehr spät war, 23:00, war ich ziemlich
allein im Bahnhof, und das Reinigungspersonal hatte freie Bahn. Da habe ich Einen von dieser Truppe gefragt, und er wies mir den Weg,
der sich hinterher als der kürzeste zeigte. Erst nach der zweiten Ecke fand sich doch ein Bussymbol, am Anfang der Rolltreppe, die direkt
zum Busbahnhof führte. Der war nicht sehr groß, jedenfalls soweit ich das überblicken konnte, da war die richtige Haltestelle gleich
gefunden. Und da hatte Berlin noch eine Überraschung für mich auf Lager: Ich saß da in dem Bushäuschen und hatte sofort eine Konzentration
von H2S in der Nase, wie ich sie noch nie erlebt hatte, selbst im Hafen von Methana nicht. Etwas beruhigt hat mich das Wissen, das bei
wirklich gefährlichen Konzentrationen von H2S als erstes der Geruchsinn ausfällt, man kann es daher bei Gefahr nicht riechen. Weiter ist ebenfall
beruhigend, daß bei einer Corona-Infektion der Geruchsinn beeinträchtigt ist. Das war sozusagen ein automatischer Coronatest mit
negativem Ergebnis. Davon wußte nur ich, für die Berliner ist das offensichtlich ein gewohnter Dauerzustand..
Als der Bus durch das nächtliche Berlin fuhr, bemühte ich mich vergeblich, irgendwelche mir bekannten Landmarken zu erkennen, es hätte
genausogut Tokio sein können, ich hätte keinen Unterschied bemerkt.
Obgleich ich extra nochmal mein Flugticket daraufhin nachgesehen hatte, hatte ich den Berlinern zuviel zugetraut. An allen mir bekannten
größeren Flughäfen gibt es passend zu den Flugsteigen Bushaltestellen, oder bewegliche Transportbahnen, damit man als Passagier nicht so
weit zu laufen hat. In Barcelona/El Prat haben sie es wenigstens versucht und eine Transportbahn installiert, dummerweise läuft sie nicht.
In NewYork/JFK gibt es eine extra Buslinie, die Tag und Nacht alle Flugsteige abklappert. Nichts da, nur eine einzige Bushaltestelle.
Wenigstens gab es daurch keine Ungewißheit. Daß mein Flugsteig am hintersten Ende des Flughafens ist, wußte ich erst nach gefühlten
10km Laufstrecke, mit dem schweren Gepäck wohlgemerkt.
Am Eingang des zwar leeren, aber üppig beleuchteten Terminals stand ein Wachmann, der mir den Eingang, mit der Bewerkung verwehrte, das
Terminal wäre geschlossen, und es dürfe niemand hinein. Auch der Hinweis auf tiefe Temperaturen erweichte ihn nicht. Unwillkürlich
stieg in mir die Erinnerung an die Grenzbeamten der DDR empor. Seinem Alter nach konnte er das sehr wohl noch selbst erlebt haben,
aber ich denke, das Rezept für dieses Verhalten ist so tief in der preußischen Seele verankert, es wird bei solchen und ähnlichen
Gelegenheiten immer wieder hervorbrechen. Der Wachmann hat seine kleine Macht durchgesetzt und genossen, indem er mich zu einer
Übernachtung auf einer Parkbank bei Kälte und Nieselregen verdonnert hat. In der Hauptstadt des größten und wirtschaftlich potentesten
Landes der EU ist so ein Verhalten absolut untragbar! Ich war mal durch den Druck der Umständen gezwungen, im Flughafen von Kos (Griechenland!!!)
Mehrere Tage auf einen freien Platz im Flieger zu warten. Das Thema wurde schon mehrere Male im Kino breitgetreten, so weiß vermutlich
jeder, was das bedeutet. Da hat man extra für mich und nur für mich ein eigentlich stillgelegtes Terminal geöffnet, damit ich ruhig
schlafen kann und auch Toilette und Waschmöglichkeit zur Verfügung habe. Der Kontrast ist nicht mehr steigerungsfähig!
Einige möglicherweise unberechtigte Verallgemeinerungen: Berlin stinkt, und zwar gottserbärmlich! In Berlin ist das Reinigungpersonal
besser informiert und vor allem freigiebiger mit Infos als die Offiziellen. Jeder Berliner ist in seinem Rahmen ein Hauptmann von
Köpenick, der die preußischen Tugenden (sind das wirklich Tugenden, oder vielleicht vielmehr verhängnisvolle schlechte Gewohnheiten?)
zu seinem personlichen Genuß mißbraucht. Berlin hat sich gravierend zu seinem Nachteil entwickelt. Vor 30 Jahren wäre dieses Urteil
zumindest für West-Berlin anders ausgefallen.
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6.7.20 #254 |
Ich denke, jetzt ist es sicher. Jetzt ist der Flug bei den Departures in TXL aufgeführt, zwar weiß PVK
immer noch nichts von dem Flug, aber die werden es schon merken, wenn ich im Anflug bin! Man muß nun entscheiden, was mitgenommen
wird, was dableiben muß, etwa 80% meines Gepäcks sind Ersatzteile, Material, Maschinen, Computer, Kleidungsstücke sind nur als
Polstermaterial zwischen den kantigen Ausrüstungsteilen zugelassen. Ich habe insgesamt 4 Computer dabei: 1 Laptop mit Windows,
darauf läuft Winnav, 1 Laptop mit Linux, übriggeblieben vom letzten Jahr, hat ein ganz seltsames Zucken im Bildschirm, darauf
läuft Opencpn mit allen Openseamap-Karten, die ich finden konnte. 1 Laptop mit Linux, nagelneu, als Ersatz für den vorherigen mit allen
wichtigen Programmen vorgeladen und schließlich ein Tablet als Sichtgerät für den Radar. Von den beiden Laptops, die im vergangenen
Sommer der Reihe nach gestorben sind, habe ich die Festplatten ausgebaut, und diese zusammen mit einem Adapter wieder dabei.
Ich habe mir auch einen kleinen extra Bildschirm zugelegt, dann muß ich den Navigationscomputer vielleicht nicht mit ins Cockpit
nehmen, dann hält er hoffentlich etwas länger!
Weil die spezielle Fluglinie keine Batterien im Frachtraum duldet, muß ich alle Computer ins Handgepäck nehmen, das wird dadurch
höllisch schwer.
In Gedanken bin ich schon weg!
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1.7.20 #253 |
In den Abflügen von TXL taucht der erste Flug auf eine griechische Ferieninsel auf: Korfu! Das gibt Hoffnung!
Leider gibt es immer noch keine außergriechischen Fluge nach PVK. Meine Zweifel bauen sich langsam ab, aber wirklich 100%ig bin ich
noch nicht überzeugt. Immerhin gewinnen meine Vorbereitungen für den Abflug deutlich an Ernsthaftigkeit!
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30.6.20 #252 |
Es gibt mit den Vorgaben der Griechen die üblichen Schwierigkeiten, was mich an die Probleme mit der
Bezahlung der TEPAI-Bootssteuer im vergangenen Jahr erinnert. In digitaler Hinsicht sind bei denen die Augen größer als der Mund.
Man muß sie trickreich überlisten, damit sie die für die Selbstauskunft erforderlichen Daten auch schlucken, guter Wille allein
reicht nicht. Einerseits bauen sie ziemlich schwachsinnige Hürden auf, z.B. akzeptieren sie einen deutschen Straßennamen nur in
englischer Sprache, andererseits drohen sie mit drakonischen Strafen, Franz Kafka läßt grüßen!
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29.6.20 #251 |
Die Griechen beeilen sich offenbar ernsthaft, den Tourismus in ihren Land anzukurbeln, und haben die
wüsten Drohungen mit 2-wöchiger Zwangsinternierung durch sinnvollere Maßnahmen ersetzt. Man muß nunmehr nur noch eine Selbstauskunft
über Herkunft und Urlaubsziel geben, wohl damit ihnen im Falle eines Falles die Nachverfolgung leichter fällt.
Zumindest gibt es keine politischen Hindernisse mehr. Flüge nach Malle werden lautstark angekündigt, über Griechenland wird immer
noch geschwiegen.
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28.6.20 #250 |
Es gibt Hoffnung! Mein aktueller für den 9.7 gebuchter Flug ist in der Auflistung der Airline immer noch
aufgeführt, man kann ihn sogar noch buchen! Wenn auch der Preis inzwischen auf für diese Verbindung ungeahnte Sphären
geklettert ist! Um diesen Preis konnte man früher um die ganze Welt fliegen! Vielleicht war es doch ganz gut, den Flug zu buchen,
als das noch unsicher war!
Allerdings wollen die Flughäfen immer noch nichts von diesem Flug wissen, weder in TXL noch in PVK ist er bei den Abflügen bzw. den
Ankünften aufgeführt. Unten steht als Disclaimer immer dran, daß sich wg. Corona alles schnell ändern könne.
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#249 |
Mein "Heimaturlaub" gerät immer mehr zur Zwangsinternierung. Gebuchte Flüge verschwinden im Nirwana. Die Flugverbindung
NUE-PVK ist offenbar komplett eingestellt. Wie ich wieder zur Festina Lente komme, wissen nur die (griechischen) Götter!
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#248 |
Vor etwa 16 Jahren tauchten bei den Discountern im Non-Food-Bereich erstmals Induktionskochplatten aus chinesischer
Produktion auf. Durch meine elektrische Vorbelastung war mir das Prinzip schon länger geläufig, aber nunmehr sah ich mich durch den wirklich
günstigen Preis für das Ding gezwungen, das mal auszuprobieren. Ich hatte ein schönes, schweres, ererbtes Kochset aus emaillierten eisernen
Töpfen, das Dekor zwar nicht so sehr zeitgemäß, aber die Qualität das Beste, was es jemals in dieser Technologie zu kaufen gab, für die
Induktionskochfelder optimal geeignet. Es stand Spaghetti Bolognese auf dem Programm, und da beginnt man mit dem Anbraten der Zwiebel. In
gewohnter, routinierter Weise erstmal den Topf auf die Platte, diese auf Vollgas gestellt, und daneben zunächst die Zwiebel geputzt.
Ich hatte noch nicht richtig mit der Zwiebel angefangen, da hörte ich aus dem Topf ein ungewohntes Knistern. Da erwartete mich ein nie vorher
gesehener Anblick: Der Topfboden leuchtete rotglühend. Ich schaltete sofort die Induktionsplatte aus, aber der schöne Topf war schon hin, das
Emaille löste sich in großen Schollen ab. Da hatte ich auf drastische Weise die wichtigste Eigenschaft der Induktionstechnologie kennengelernt:
schnelle Hitzeentwicklung, selbst die bei den Profiköchen beliebten Gasbrenner sind nicht so schnell!
Ich habe mich dann im Lauf der Jahre so gut mit meiner Kochplatte angefreundet, daß ich den in der Küche eingebauten Elektroherd nur noch benutzt
habe, wenn es unbedingt mehrere Platten sein mußten, ansonsten nur noch mit Induktion!
Als ich dann vor der Frage stand, wie denn auf der Festina Lente gekocht werden sollte, habe ich ohne Zögern auf Induktion gesetzt. Auf einem
Schiff mit der sehr limitierten Stromversorgung ist das nicht so einfach, da braucht es ein genau ausgeklügeltes Konzept, und ohne Einschränkungen
geht es nicht.
Ich hatte noch reichlich Zeit, das Kochen mit Induktion von der Leistungsseite her zu betrachten, und habe mal ermittelt, wieviel Leistung
erforderlich ist, um 200g Spaghetti gar zu bekommen. Da werden schon die ersten Einsparmöglichkeiten sichtbar, wenn man es geschickt anstellt,
kommt man statt der empfohlenen 2l Kochwasser auch mit einem Liter aus. Die zweite, noch wichtigere Sparmöglichkeit ist, den Topf während des
Kochens außen thermisch zu isolieren. Das ist bei Induktion kein Problem, bei allen anderen Herdarten wäre das brandgefährlich. Dadurch bekommt man die
Spaghetti mit nur 10Ah bei 12V gar. Rein rechnerisch sollte es mit weniger als der Hälfte gehen, die Differenz ist wohl dem Wirkungsgrad
und der eher schlechten Isolierung geschuldet. Eine weitere, unabdingbare Vorraussetzung ist ein 12V/230V-Umrichter mit gutem Wirkungsgrad,
wie sie auch seit einigen Jahren wohlfeil angeboten werden. Da habe ich einen mit 2kW Dauer/4kW Spitzenleistung eingebaut. Das ermöglicht zwar
nicht, beide Kochfelder gleichzeitig mit der maximalen Leistungsstufe zu fahren, aber bei geschicktem Management kann man sie doch gleichzeitig
in Betrieb halten.
Um dann auch die nötigen Reserven vorzuhalten, habe ich der Festina Lente noch eine Batteriebank mit 400Ah gestiftet. Die wiederum speist
sich aus den Solarpanels, aus der Lichtmaschine des Motors, und im Notfall aus dem schon seit vor meiner Zeit vorhandene Generator mit 2kW max.
Mit dieser Anordnung habe ich insgesamt mehr als ein Jahr ganz gut gelebt, erst viele Monate an der Schleuse Eibach, dann die ganze Tour durch
Donau und Ägäis, zuletzt viele Wochen in Rouga-Bay und im Hafen von Vonitza, alles ohne externe Stromversorgung: Es geht!
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Der Deutsche Entwicklungsdienst hatte für seine frischen Entwicklungshelfer ein ausgeklügeltes Programm, um sie an Land
und Leute zu gewöhnen, bevor der Ernst der Entwicklungshelfertätigkeit richtig losgeht, und im Rahmen dieser Vorbereitung hatte ich bei einem
anderen Entwicklungshelfer, der schon länger im Lande war, zwei Wochen zu hospitieren. Damit ich dort richtig ankomme, wurde ich mit dem DED-Bulli
nach Anchovy am anderen Ende der Insel gefahren, eine Distanz von vielleicht 120km, mit dem Versprechen mich danach wieder abzuholen.
Ich habe mir alles pflichtgemäß genau angesehen und auch ein wenig mitgemacht, es war letztlich so wie mein vorgesehener Arbeitsplatz, ein
Schulkomplex, und der Entwicklungshelfer hielt dort Berufsschuluntericht für Radio- und Fernsehtechnik. Im Unterschied zu DE machte er auch
die praktische Ausbildung, so daß er eigentlich nur eine Klasse betreute, die jedoch über sehr viele Stunden. Aufgefallen ist mir dabei,
daß seine Ausstattung mit Meß- und Demonstrationsgeräten zwar nagelneu, aber für meine Begriffe hoffnungslos veraltet war, aus neuester
US-amerikanischer Produktion, gestiftet vom American Peace Corps, nach meinen Begriffen Stand der Technik von 1930. Ich wußte zwar, daß es
sowas gibt, aber da sah ich zum ersten- und einzigen Mal ein regelbares Netzteil, 0-400V, ausschließlich mit Röhren bestückt. Wie man das
zusammen mit Transistorradios einsetzen sollte, war mir durchaus unklar. Auch Röhrenvoltmeter waren mir ein Begriff, aber das hatte ich längst
hinter mir gelassen, es gab damals schon weit Besseres und Billigeres mit Halbleitern. Die US-Techniologie ist offenbar gespalten, einerseits
fliegt man zum Mond, anderseits produziert man um 50 Jahre veraltete Geräte?
Zum Ende meines Aufenthalts in Anchovy hat man mir eröffnet, ich müsse leider selbständig zurück nach Kingston kommen,
im DED-Büro wäre kein Fahrzeug frei. Ich sah da kein Problem, denn damals war die Eisenbahnlinie quer und längs durch Jamaica noch in vollem
Betrieb, und es gab am Ort eine Bahnstation. Ich mußte früh aufstehen, um zum Abfahrtstermin am Bahnhof zu sein, war aber kein Problem, der Zug
hatte ohnehin 1/2 Stunde Verspätung.
Zunächst gab es keinen Anlaß zu irgendwelcher Besorgnis. Der Zug sollte nachmittags in Kingston ankommen, und ich konnte das damals für mich
noch exotische Leben im und rund um den Zug genießen. Erst als es dämmerte, und Kingston immer noch nicht erreicht war, wurde ich etwas unruhig.
Schließlich wurde es finstere Nacht, und wie man weiß, sind tropische Nächte besonders finster. Nun liegt in Kingston der Bahnhof unten am Hafen,
und die in tropischen Städten unvermeidlichen Slums zogen sich zwischen Bahnlinie und Ufer einige Kilometer entlang, ich wußte zwar, daß Kingston
damals die Kriminalitätshauptstadt der Welt war. aber daß der Bereich rund um den Bahnhof das Zentrum der Kriminalität in Kingston war, wußte ich
nicht. Ich wanderte also völlig unbekümmert in finsterer Nacht quer durch das gefährlichste Viertel dieser Welt mit meinem Köfferchen in der Hand
zum Busbahnhof, fand tatsächlich die richtige Bushaltestelle, war froh daß der letzte Bus noch nicht weg war, und kam richtig im DED-Büro an.
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Es ist gerademal Anfang Mai, und das Eis in der Strait of Belle Isle ist schon so gut wie weg, sehr früh in diesem Jahr.
Vor allem kommt man jetzt an den Archäologiepark L’Anse aux Meadows auch von See her heran. Diese Ansteuerung ist keine der
einfacheren Art. Zunächst ist das ein Tidengewässer, und die Fundy Bay mit ihrem weltweit höchsten Tidenhub von 21m ist nicht allzuweit entfernt.
Ganz so wild ist es nicht, für Cooks Harbor ist gerade mal 1,2m angegeben, das entspricht dem Tidenhub an der Ostküste von Neufundland, und in
Red Bay, innerhalb der Strait of Belle Isle ist es auch nicht anders. Schwieriger sind die Verhältnisse vor Ort. Insgesamt ist das ein
ausgedehntes Flachwassergebiet, in dem es möglicherweise vom Tidenstrom ausgeschwemmte Kanäle oder Priele gibt. Die Wikinger mit ihren flach
gehenden Booten konnten da ganz bequem drauflosfahren, die Festina Lente mit 1,8m Tiefgang hat da sehr wohl Probleme. Wenn man sich die verschiedenen
online zur Verfügung stehenden Karten zu Gemüte führt, findet man in der Navionics Webapp tatsächlich ein betonntes Fahrwasser bis zu einem Anleger
genannt "L’Anse aux Meadows". Allerdings gibt Navionics am Anleger nur eine Wassertiefe von 1,8m an, das ist äußerst knapp.
Das Kartennull, auf das
diese Tiefe bezogen ist, wird allerdings nur selten bei Springtide erreicht, man muß also den aktuellen
Tidenkalender unbedingt zu Rate ziehen, bevor
man dorthin fährt. Des weiteren ist diese Betonnung durchaus zweifelhaft, denn die tatsächliche Küstengestalt einschließlich des Steges schaut nach den
sehr genauen und hoch aufgelösten Luftbildern in Google Maps und Bing (Opensaemap) etwas anders aus, zudem ist auf den Luftbildern von der Betonnung
nichts zu sehen. Man hat da schon den Eindruck, daß auf den detailreichen Navionics-Karten eine Genauigkeit vorgespiegelt wird, die es in der
Realität nicht gibt. Außerdem ignoriert Navionics fast alles, was jenseits der Küstenlinie liegt, Das Land ist damit eine "terra incognita", während
in Openseamap jedes Haus, jeder Pfad, jede Straße und natürlich der Archäologiepark minutiös eingezeichnet ist, sehr genau, wie die Erfahrung
andernorts längst gezeigt hat.
Immerhin zeigt Navionics noch eine Alternative auf, in "Epaves Bay" direkt vor dem Archäologiepark ist in akzeptabler Entfernung zum Strand eine
Wassertiefe von 3m angegeben, Nach meinen bisherigen Erfahrungen verspricht das guten Ankergrund. Das scheint in jeder Hinsicht die bessere
Ansteuerung zu sein. Was man nun tatsächlich macht wird in erster Linie vom Wetter und von der Tide abhängen, und man wird diese Gewässer nur
unter schärfster Beobachtung des Echolots befahren. Und diesen Weg sind offenbar auch die Wikinger gegangen, es ist die authentische
Ansteuerung!
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Das Eis in der Strait of Belle Isle löst sich dieses Jahr schneller auf als in früheren Jahren. Obgleich es noch
immer April ist, könnte man schon jetzt die Durchfahrt wagen.
Das würde jedoch keinen Sinn machen, solange es weiter nördlich nicht weitergeht, die Baffin Bay erlaubt noch keine
Weiterfahrt. Allenfalls die Grönländische Westküste könnte man befahren, sie ist ohnehin den ganzen Winter eisfrei. Ich denke jedoch, wenn man
schon in Neufundland ist, sollte man auch L’Anse aux Meadows mit seiner Wikingersiedlung besuchen, denn auch der Ausgangspunkt dieser Seefahrer
in Qassiarsuk (Brattahlíð) ist ganz sicher einen Besuch wert, und erst wenn man beides verbinden kann, entsteht der richtige Eindruck.
Die Wikingerschiffe in Oslo habe ich schon gesehen, und ich bin auch segelnder Weise dorthingekommen, wenn auch vor Jahrzehnten, ein prägendes
Erlebnis. In L’Anse aux Meadows und Brattahlíð wäre das eine wichtige Ergänzung, fehlt nur noch Island, vielleicht komme ich da auch noch hin.
Ja, und den Normannendom in Palermo habe ich auch schon mal gesehen, den will ich bald nochmal besuchen. Da wird einem die gewaltige Spannweite
der Reisen und die ungeheure nautische Leistung der alten Wikinger erst richtig klar.
An der Hagia Sophia mit ihren Runen-Grafitti mußte ich leider vorüberfahren, ich habe das Gebäude nur vom Wasser aus gesehen.
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Durch Corona wird mein Heimaturlaub so nach und nach zur Internierung und Zwangsaufenthalt, schon der zweite Fluchtversuch
wurde abgesagt. Da werde ich nochmal 4 Wochen dranhängen müssen!
Um der Gefangenschaft wenigstens in Gedanken zu entfliehen, schaue ich mir das aktuelle Wetter an der Amerikanischen
Ostküste an. Mein Plan ist ja, in der Gegend von Beaufort/NC zu überwintern, und dann gemütlich den ICW entlang zu bummeln, da könnte man schon
in der Gegend von New York angekommen sein. Da ist es natürlich noch ein wenig kühler als in NC, aber mittags schon über 20°C, ganz passabel.
Nachts noch ziemlich schattig, zwar kein Frost, aber ohne Heizung wird es nicht gehen. Dafür ist es am St.Lorenz noch viel zu ungemütlich, jetzt
schon dorthinzufahren macht keinen Sinn, weil die Strait of belle Isle noch mit Treibeis dicht ist. Man wird sich daher noch eine Weile in der
Umgebung von NY oder weiter südlich herumtreiben, langweilig wird es bestimmt nicht!
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Als frisch examinierter Mediziner und ebenso frisch geschiedener Vater mit kleinen Kindern hat man für ein Urlaubsziel,
das man mit Wohnmobil anfahren kann, gewisse Präferenzen. Ich meine die ideale Stelle an der Côte d'Argent am Étang de Cazaux gefunden zu haben. Dort gibt es die
Kombination eines großen Naturschutzgebietes mit militärischem Sperrgebiet, das einen recht großen See einschließt, der nur an einer kleinen
Stelle für das Publikum zugänglich ist, dort aber ein konkurrenzlos sauberes Wasser hat, das im Sommer badewannenwarm wird. Zudem ist das Ufer
sehr flach mit sauberem Sandgrund, ideal für Kinder darin zu plantschen. Und davor eine Wiese unter Bäumen, wo die Gendarmerie das dauernde
Parken mit dem Wohnmobil erlaubt, und die Gemeinde hat auch noch ein paar Dixieklos aufgestellt, ein Paradies! Leider gibt es das nicht mehr,
nirgends in ganz Europa. Jedoch hat mich das veranlaßt, mehrere Male dorthin zu fahren, und die sehr weite Anreise in Kauf zu nehmen. Weil dort
das Meer ganz in der Nähe ist, bläst dort häufig ein sehr guter Surfwind, der zwar am Strand durch die Bäume kaum zu spüren ist, aber draußen
auf dem See die volle Stärke erreicht. Da habe ich mein Surfbrett aufgeriggt, einen Sinker¹ mit hochgeschnittenem Segel. Man muß dort gut 100m
hinauslaufen, bis man das knietiefe Wasser erreicht, das einen Strandstart² erlaubt, dort blies schon der kräftige Wind, das schönste
Surfvergnügen!
Da waren neben mir trotz der perfekten Bedingungen gerade mal 4 andere Surfer auf dem Wasser, ich mußte neben den Kindern
auch die anderen Surfer stets im Auge behalten, damit man niemand über den Haufen fährt, was bei dem Tempo übel ausgehen kann. So ist mir gleich
aufgefallen, daß einer fehlte. Wenn man den anderen Surfer nicht mehr sieht, fährt er vielleicht gerade im toten Winkel mit Höchstgeschwindigkeit
auf einen zu. das erfordert sofortige Klärung! Ich habe das Surfbrett mit dem im Wasser liegenden Segel auch gleich entdeckt, aber von dem Surfer
keine Spur. Nachdem die Entfernung zum Land doch einige 100m waren, konnte da was nicht stimmen, so bin ich erstmal hingefahren. Aus der Nähe
war es zu erkennen, der zugehörige Surfer lag im Wasser, nur die Schulterblätter bildeten einen flachen Buckel, durch den Surfanzug schwarz,
kaum zu sehen, bewegungslos. Ich habe gleich daneben mein Segel ins Wasser geworfen, reingesprungen, um erstmal den Kopf aus dem Wasser zu
bringen. Ich habe dann versucht, die Person auf mein Surfbrett zu ziehen, aber wenn ich auf meinem Sinker sitze, geht mir das Wasser bis zum Bauch,
mit dem Oberkörper einer total schlaffen Person auf dem Schoß wird das auch noch total kippelig.
Da gingen mir sofort die frisch gelernten Wiederbelebungsmaßnahmen durch den Kopf, die Diagnostik habe ich noch hinbekommen, keine Atmung,
kein Puls, aber weder Herzdruckmassage noch Mund-zu-Mundbeatmung waren möglich, schon beim Versuch wäre alles ins Wasser gekippt. Als
einzig mögliche Maßnahme fiel mir ein Schlag auf das Brustbein ein, ich nahm meine ganze Kraft zusammen, um aus dieser sehr ungünstigen
Position heraus einen ordentlichen Rumms zustande zu bringen.
Schon nach dem dritten Schlag kam der Erfolg, die Person, eine Frau, das sah ich erst jetzt, holte tief Luft, schlug die Augen auf, und geriet
sofort in Panik. Sie schob mich mit aller Kraft weg, und begann panisch in Richtung Land zu schwimmen. Ich sah keinen Sinn darin, jetzt
einzugreifen, und fuhr nur nebenher damit ich im Notfall nochmal was tun könnte. Inzwischen hatte sich auch an Land eine gewisse
Aufregung breitgemacht, ein Mann kam über das flache Ufer auf die Frau zu, und führte sie an den Strand. Damit war mein Part beendet.
Später hörte ich, die Frau hätte unter epileptischen Anfällen gelitten und eben deswegen gar nicht aufs Wasser gehen
dürfen. Ihr Mann wollte eben nur kurz mal zur Toilette. Später mußte dann doch der Krankenwagen kommen um sie in die Klink zu bringen, offensichtlich
hatte sie doch reichlich Wasser in die Lunge und damit eine Lungenentzündung bekommen, das war wirklich knapp!
(¹) Ein Sinker ist ein besonderes Surfbrett mit zuwenig statischem Auftrieb. Bei normaler Belastung im Stillstand geht es unter, es "sinkt".
Um an der Wasseroberfläche zu bleiben, braucht es dynamischen Auftrieb, also Geschwindigkeit. Weil das Volumen und damit die Oberfläche klein ist,
kommt es besonders leicht ins Gleiten, ist dadurch besonders schnell und macht viel Spaß. Bedingung ist natürlich ausreichend Wind!
(²)Ein Strandstart ist eine besonders bequeme Art, den Windsurfer, insbesondere einen Sinker in Gang zu bringen: Man richtet das Segel auf,
und steigt einfach aus dem knietiefen Wasser auf das Brett. Weil man schon Druck im Segel hat, geht es sofort los.
Nachtrag: Am anderen Ende des Sees konnte man in der Ferne große Flughafengebäude sehen, und ich wußte, daß die Franzosen dort ihre Atombomber
stationiert hatten. Auf den Michelin-Karten, die ich immer dabei hatte, war da nur eine weiße Fläche. Und gelegentlich flogen diese Atombomber für
Übungsflüge über unsere Köpfe hinweg, Heute werden von dort aus die europäischen Parabelflüge durchgeführt, womit die ESA ihre Astronauten trainiert.
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Wer jemals auf einer Insel gewohnt hat, kennt den "Inselkoller": Nix wie weg. Auch wenn man sonst einen eher geringeren
Aktionsradius hat, erzeugt allein das Vorhandensein einer harten Grenze das dringende Bedürfnis, diese zu überschreiten. Obgleich Jamaica eher groß
ist, weitaus größer als meine üblichen Ausflüge in DE vor oder nach meinem Aufenthalt dort, sah ich mich gezwungen, die Insel bei jeder Gelegenheit
zu verlassen.
Einer der ersten Ausflüge dieser Art ging zur nächst gelegenen Insel: Haiti. Das war noch zu Zeiten des berüchtigten "Baby Doc" und seinen
Tontons Macoute. Nachdem ich schonnmal Ostberlin kennen gelernt hatte, konnte mich das nicht schrecken, zudem Ausländer nicht als gefährdet
galten, und ich gegen VooDoo immun bin.
Port au Prince ist wie alle tropischen Städte an einer wunderschönen Bucht gelegen mit Hügeln im Hintergrund, an denen
sich die Stadt emporzieht. Wie überall wohnen die reichen Leute oben, Stadtzentrum mit Hafen unten, in beiden Richtungen ziehen sich entlang der
Uferstraße die Slums viele Kilometer weit an der Bucht entlang. Slums sind etwas, was der gemeine Bundesbürger nicht kennt, sich nicht vorstellen
kann. Da leben Menschen, ganze Familien in einem Gestell aus Latten und Brettern, notdürftig mit einer Plastikplane vor Regen geschützt, wer eine
Blechtafel als Dach hat, ist schon privilegiert. Zum Kochen hat man ein paar zusammengestellte Steine, als Energiequelle dient alles, was irgenwie
brennbar ist. Radial kommen da ursprünglich gut geteerte Straßen von den Hügeln herunter, und münden in die Uferstraße. Je weiter man nach unten
kommt, umso schlechter wird der Zustand dieser Straßen, bis hin zu badewannengroßen Löchern, in denen sich Wasser sammelt. Die Bewohner des Slums
holen sich ihr Wasser aus diesen Löchern, waschen ihre Wäsche darin, und viele kleine nackte Kinder baden darin. Bei genauerem Hinsehen, erkennt man, daß diese Tümpel aus
den Gullies am Straßenrand gespeist werden, die das Wasser nicht etwa schlucken, sondern in kleinen Rinnsalen ausspucken.
Wenn man die Konstruktion eines Abwassersystems kennt, weiß man sofort, daß die Kanalsammler, die das Wasser von den Hügeln und den dort
residierenden reichen Vierteln ungeklärt zum Meer herableiten mindestens verstopft, aber wahrscheinlich zerbrochen sind, und sich das Abwasser nun
das letzte Stück bis zum Meer oberirdisch quer durch das Slum zum Meer bahnt.
Das dürfte weltweit den größten Kontrast zwischen Arm und Reich darstellen, und die wirklich unterste Kategorie, in der Menschen leben. Nachdem
Haiti in 2010 ein schweres Erdbeben erleben mußte, dürften sich die Zustände nochmals verschlechtert haben. Seit Jahrzehnten schweigt die Welt dazu,
und den Flüchtlingen auf Lesbos geht es im Vergleich dazu blendend.
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Der Frühling ist nun in vollem Gange, die Natur legt ein strammes Tempo vor, und alles, was blühen will und kann,
läßt sich nun nicht mehr aufhalten. Mein mittlerweile schonmal verschobener Rückflug zum Schiff scheint zunehmend fraglich, womöglich muß er
nochmal um einige Wochen in den Sommer hinein verschoben werden. Es ist ähnlich wie im Sommer '18, als ich wg. Niedrigwasser nicht
abfahren konnte, jetzt hält mich Corona fest.
Wie damals schaue ich mir die wichtigen Karten von den Orten an, wo ich nach meinem ürsprünglichen Fahrplan eigentlich
sein wollte.
Wenn man von Süden kommt geht der Einstieg in die NWP durch die Strait of belle Isle, die Wasserstraße zwischen Labrador und Neufundland. Entsprechend der Jahreszeit
ist sie noch mit Treibeis dicht verschlossen, nichts für ein Schiff ohne Eisklasse. Mit einer problemlosen Befahrbarkeit kann man erst nach
dem 15. Mai rechnen, von der globalen Erwärmung ist hier nichts zu sehen.
Man würde sich daher Zeit lassen, sich noch einige Wochen weiter südlich aufhalten, wo es hoffentlich wärmer ist.
Auch nach dem 15. Mai wird das Meer vor dem Ausgang der Strait of belle Isle nicht eisfrei sein, denn das ist die Iceberg-Alley, eine Kolonne
von großen Eisbergen, die in ununterbrochener Reihe von den Gletschern in Nordgrönland mit dem Labradorstrom in den Atlantik hinaustreiben. So einem Eisberg ist
seinerzeit auch die Titanic zum Opfer gefallen.
An der äußersten nord-östlichen Spitze von Neufundland findet sich auch s
,die Wikingersiedlung aus dem Jahre 1000. Warum die Wikinger ausgerechnet an dieser durch das Eis meistens unereichbaren Stelle die erste Europäische
Siedlung in Amerika gegründet haben, ist mir nicht verständlich.
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Corona betrifft mich selbstverständlich auch wie alle Menschen. Nur, ich muß zugeben, die Gegenmaßnahmen wie Shut-down
und Kontaktsperre tun mir nicht sehr weh, ich habe kein Problem das einzuhalten. Zwei Dinge merke ich schon deutlicher, einmal wurde mein bereits
gebuchter Rückflug abgesagt, und die Baumärkte hier sind geschlossen. Den Rückflug habe ich nun ein Stück nach hinten verschoben, weil ich keine
festen Termine habe, fällt mir das nicht schwer, und bei meinen Tätigkeiten rund ums Haus bin ich auf die Materialien beschränkt, die ich schon
hier habe, der Nachschub stockt.
Was mir jedoch viel stärker auffällt, ist der Einfluß der Maßnahmen auf die Natur. Unsere Selbstbeschränkung verschafft
dem Planeten eine Atempause. Mit dem momentan fast sommerlichen Wetter haben wir einen richtig makellos blauen Himmel, die weißen Streifen, die
ihn sonst kreuz und quer zerschneiden, fehlen völlig. In der Nacht hat der Himmel nicht nur zur Beobachtung des Supermondes ein Klarheit
mit einer Fülle von Sternen, die ich zuletzt nur auf hoher See, weitab von menschlichen Siedlungen erlebt habe, früher in der Nähe einer Großstadt
unerhört.
Man erkennt nun viel deutlicher, was an unseren Tätigkeiten wirklich wichtig und was verzichtbar ist. Trotz der
Einschränkungen leben wir, und das nicht wirklich schlecht. Daß die Beschränkungen mit der vorösterlichen Fastenzeit zusammenfallen ist zwar
Zufall, zeigt aber Parallelen auf. Es ist ja eine alte Weisheit, daß Fasten unserer Gesundheit zuträglich ist, das gilt offenbar auch für die
Natur und den gesamten Planeten. Ich finde schon erstaunlich, wie wir beinahe auf die Hälfte unseres Wirtschaftsumsatzes verzichten können, ohne
daß alles unmittelbar zusammenbricht. Es scheidet sich in auch in wirtschaftlicher Hinsicht die Spreu vom Weizen. Es scheint mir, daß ein großer
Teil der bisher als wichtigt eingeschätzten Tätigkeiten eigentlich tote Kreisläufe betreffen, ja mit ökonomischer Onanie bezeichnet werden können,
andere Dinge, die in unserem Wohlstandsrausch ihre ursprünglich sehr wohl als bedeutungsvoll akzeptierte Rolle verloren haben, nun
ihre alte und ihnen offensichtlich natürlich zukommende Rolle wiedergewinnen, wie etwa unser Gesundheitswesen.
Ich hoffe, daß dieses uns von der Natur auferlegte Heilfasten zu dauerhaften Erkenntnissen führt, wie wie mit uns selbst und unserem Planten umgehen
sollten!
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Wer jemals als Patient oder Besucher in meiner alten Zahnarztpraxis war, dem ist sicher der monumentale Zahn aufgefallen,
der dort im Wartezimmer steht. Hier nun die Geschichte dazu:
Vor vielen Jahren habe ich mal im Fernsehen ein Aktionskunst-Festival gesehen, bei dem die Akteure vor laufender Kamera mit der Kettensäge
aus dicken Baumstämmen Kunstobjekte geschaffen haben. Mir war sofort klar, daß dieses eine enge Verwandschaft mit der Arbeit eines Zahnarztes
hat, der ja auch ästhetische Objekte aus dem Nichts erzeugt, wenn auch nur im Miniaturformat. Passend dazu gab es gerade bei dem lokalen
Discounter eine Kettensäge als Sonderangebot, da habe ich erstmal zugegriffen, Dann passierte einige Jahre lang in diesem Zusammenhang nichts,
die jungfräuliche Kettensäge schlummerte im Keller.
An der Rennmühle, unmittelbar neben der Zufahrt stand damals eine richtig dicke, alte Linde, Stammdurchmesser sicher über 2m, vermutlich viele 100 Jahre
alt. Bei der Neuanlage der Kläranlage und Neuverlegung des Hauptabwasserkanals hat die Stadt Schwabach das gut meterdicke Rohr genau unter der
Linde durch deren Wurzelwerk hindurchgepreßt, daraufhin ist im nächsten Jahr in einer ruhigen, warmen Frühsommernacht der Stamm geborsten, und die
Teile sind jeder in einer anderen Richtung auseinandergefallen, und haben dabei etlichen Schaden an Autos und Gebäuden angerichtet. Am
drauffolgenden Morgen habe ich das Chaos besichtigt.
Als ich dann zwischen den mächtigen, tonnenschweren Ästen herumkletterte, jeder so dick wie sonst ein ganzer Baum, fiel mein Blick auf eine
riesige Drillings-Astgabel.
Was dann folgte, kann man nur als eine göttliche Offenbarung bezeichnen: Von einer Sekunde auf die nächste wußte ich exakt, was ich zu tun hatte, Das
ganze Bild bis hin zum Endprodukt lag klar vor meinem inneren Auge. Umgehend holte ich die Kettensäge aus dem Keller und begann die Astgabel zu
bearbeiten. Schnell, genauso wie ich es gesehen hatte, habe ich die Überschüsse abgetrennt und die grobe Form herausgearbeitet. Dadurch war das
Ding schon ein ganzes Stück leichter, wenn auch noch über eine halbe Tonne schwer, aber mit genügend manpower und einem Kleinlaster konnte ich
es nach Hause holen. Dort habe ich mich dann mit weiterem grobem Werkzeug wie etwa einem Winkelschleifer an die Feinarbeit gemacht.
Nach einem Wochenende Schleifarbeit kam die zweite Offenbarung. Derartige Arbeiten pflegen sich asymptotisch ihrer Vollendung zu nähern.
Das heißt, man erreicht das Ziel niemals, man findet immer irgendwelche Kleinigkeiten, um das Ergebnis noch zu verbessern. Gewöhnlich kommt
das Ende willkürlich, weil etwa die verfügbare Zeit abgelaufen ist. Hier war jedoch nichts derartiges, gewissermaßen mitten in der Arbeit
überkam mich die Erkenntnis: Jetzt ist es fertig! Ich habe sofort das Werkzeug aus der Hand gelegt. Später habe ich noch einen Rollenuntersatz
dazugebaut, und seither steht der Holzzahn als Blickfang im Wartezimmer.
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Ich habe mich an einen Seiltrick erinnert, mit dem man früher zum Beladen von Schiffen auch schwerste Fässer
über eine steile Rampe auf einfache Weise an Bord bekam. Und siehe da, es funktioniert, und ich kann sogar ganz alleine die schweren Stammabschnitte
die steile Böschung hochziehen!
Da wird erkennbar, daß nautische Kenntnisse und Fertigkeiten sogar bei der Waldarbeit hilfreich sind!
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Etwa zur Halbzeit meines Aufenthaltes in Jamaica, als ich schon richtig akklimatisiert war, hatten wir Gäste aus USA, und um
denen mal das tropische Dolce Vita richtig vorzuführen, haben wir ein Auto gemietet und sind nach Negril gefahren. Damals war das noch ein
Geheimtip, ein Strand, der sich mit seinen Qualitäten mit den berühmtesten Stränden dieser Welt messen konnte und nicht verloren hätte. Wir haben
uns in einem kleinen Hotel eingemietet und Touristen gespielt.
Weil es eben ein Geheimtip war, hielten sich die weiteren Zerstreuungsmöglichkeiten in sehr engen Grenzen: Der Strand war wirklich toll,
aber sonst gab es nicht viel. Da haben wir uns abends zu einer Krabbenjagd aufgemacht. Die karibischen Landkrabben sind von beeindruckender
Größe, quer rüber können sie 40cm groß werden, und haben entsprechend dimensionierte Scheren oder besser Zangen, wenn man da einen Finger reinbringt
wird es mindestens blutig, wenn einem nicht sogar der Finger abgekniffen wird. Sie wohnen zuhauf im Sumpf hinter der Straße und wechseln Abends
und Nachts über die Straße, um den Strand nach Genießbarem abzusuchen.
Weil wir nichts besseres gefunden haben, mußte ein großer Kissenbezug als Krabbenbehälter herhalten und kam in den Kofferraum unseres Leihwagens.
Jeder nahm ein Handtuch mit, und so sind wir langsam die Landstraße entlanggefahren. Wenn die Krabben im Scheinwerferlicht auftauchen, suchen sie
nicht etwa das Weite, sondern bleiben stehen und strecken abwehrbereit ihre Klauen in die Höhe. Da wirft man ein Handtuch drüber, die Krabbe packt
da fest hinein, und man kann sie bequem und gefahrlos im Kissenbezug verstauen. Man rechnet 2-3 Krabben pro Person, und die hatten wir schnell
beieinander.
Zurück im Hotel nahmen wir eine Kochplatte und einen großen Topf mit Wasser, und fertig war das Krabbenfondue. Aus dem Bordwerkzeug des Leihwagens
hatten wir noch eine Kombizange zum Aufknacken der Scheren. Als das Wasser endlich kochte, mußten die Krabben nacheinander etwa 5 Minuten darin
baden, währenddessen wurde die vorherige gemeinschaftlich verzehrt. Der eigentliche Krabbenkörper enthält nichts Genießbares, aber die Beine
konnte man abbrechen und auszuzeln, die Scheren enthielten das meiste, durchaus gut schmeckende Fleisch mit leichtem Fischgeschmack.
Insgesamt war das Ganze jedoch mehr ein gesellschaftliches Ereignis mit hohem Unterhaltungswert als ein sättigendes Abendessen. Hätten wir
uns wirklich auf diese Weise ernähren müssen, wären wir darüber verhungert.
Das Zimmermädchen hat sich am nächsten Tag bitter beschwert ob des auf seltsame Weise stark verschmutzten Kissenbezuges. Und als ich später nach
diesem Abenteuer den Leihwagen zurückgeben wollte, und vorher nochmal in den Kofferraum sah, streckte mir eine überlebende Krabbe wehrhaft
ihre Scheren entgegen. Weil ich kein Handtuch parat hatte, machte ich den Kofferraum wieder zu und gab den Leihwagenleuten einen Anlaß
zur Verwunderung.
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Baumfällen am Steilhang. Der Stamm ist in den Mühlenkanal gefallen und muß zum Aufschneiden mit Gewalt und einem
Hebezeug aus dem Wasser gezogen werden. Wie ich die Meterstücke dann den Hang hinaufbekomme, weiß ich noch nicht.
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Daß hier ganz nahe am Haus ein Eichhörnchen zugange ist, habe ich schon im Herbst bemerkt. Ich habe ihm auch extra Nüsse
hingelegt, aber das Tier hat lieber von den Holzschwämmen an den Baumstümpfen genascht. Jetzt erst hat es sich von den Nüssen locken lassen, und ich
konnte es auch fotografieren, weil es kaum Notiz von mir nimmt. Vielleicht ist es ein weibliches Tier, da werde ich ihm einen hübschen Kobel
hinstellen!
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Jetzt erreichte mich diese Nachricht:
Eigentlich war es zu erwarten, warum sollte es mir besser gehen als anderen? Es ist zwar bis zu meinem bereits
gebuchten und bezahlten Rückflug noch einige Zeit hin, aber es könnte schon sein, daß sich mein Heimaturlaub zwangsweise verlängert.
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Dem Wetterbericht entsprechend haben wir nun ein paar warme Tage mit Mittagstemperaturen um 20°C, und schon drängt die Natur
mit Macht aus den Startlöchern. Die Anzeichen werden stündlich deutlicher, in den Wiesen zeigen sich die Krokusse als Farbtupfer, nicht nur im
Stadtpark, auch in der freien Natur. Die Narzissen stehen schon lange vor Ostern in voller Blüte, die Forsythien zeigen überdeutlich
ihre gelben Blüten, und es gibt auch schon wilde Schlüsselblumen. Die Zeit der Schneeglöckchen ist vorbei, auch bei den Winterlingen gibt es
keine Blüten mehr. Die Natur hat die Zeit des Vorfrühlings ausfallen lassen, und die dicken Knospen lassen schon die Kirschblüte ahnen.
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Wald- und Forstarbeit ist eine der gefährlichsten Arbeiten auf diesem Planeten, noch gefährlicher als F1-Rennfahren, und
kein Vergleich mit Yachtsegeln. Dennoch zieht mich das schöne Frühlingswetter in den Wald, um die Winterschäden aufzuräumen.
Was noch vor kurzem so nach Katastrophe aussah, ist nun schon zur Hälfte abgeräumt. Ich kann mir das besonders gefährliche Fällen sparen, das
Holz liegt schon. Mit der Kettensäge trenne ich die Seitenäste ab, und schneide den Stamm in Meterstücke auf. Die Stücke kann ich trotz ihres
Gewichtes gerade noch in den Schubkarren wuchten und zum Haus fahren. Dort stehen der Spalter und die Wippsäge. Damit wird das Holz in handliche
Stücke zerlegt, bereit für den Kachelofen, und kann aufgestapelt werden. Nach 2 Jahren Trockenzeit ist es bestes Feuerholz.
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Dem deutschen Wald geht es schlecht. Ich sehe an meinem Nachbarwald, der eher ein Urwald ist, weil seit Jahrzehnten keine
Pflegemaßnahmen durchgeführt wurden, daß die Bilanz in Bezug auf lebende Bäume deutlich negativ ist. Da liegen die Stämme kreuz und quer
übereinander, etliche hängen gefährlich, aber die Zahl der noch stehenden Bäume ist geringer, als die der liegenden. Dabei kann man am Zustand
der liegenden Stämme ablesen, daß sie erst in den letzten 10 Jahren gefallen sind, man könnte daher sagen, daß die Substanz an lebenden Bäumen
in diesem Zeitraum um mehr als 50% abgenommen hat. Dabei fehlen jüngere Bäume, also mit 5-15cm Stammdurchmesser fast völlig.
Das ist das Vollbild des Waldsterbens, es schert sich jedoch niemand darum, die Medien schweigen
dazu.
In meinem Wald fällt das gar nicht auf, weil das gefallene Holz möglichst schnell entfernt wird, nur wenn man die Baumstümpfe gegen die noch stehenden
Stämme aufzählt, kommt man zum gleichen Ergebnis.
Vor ca. 4 Jahren hat die Stadt Schwabach mit dem Versuch, ihren Wald gewinnbringend zu bewirtschaften, einen "Vollernter" kommen lassen, der in
erstaunlcher Geschwindigkeit einige Waldstücke in der weiteren Umgebung durchforstet hat. Vorschriftsgemäß hat man anschließend mit
forstwirtschaftlich anerkannter Methode wieder aufgeforstet, indem man viele hundert Setzlinge gepflanzt hat, und jedem zu Schutz gegen Verbiß und
zur Stütze ein weißes, halbtransparentes halbmannshohes Plastikrohr verpaßt hat.
Geht man jetzt durch diese Waldstücke, so kommt man sich vor, wie auf einem Soldatenfriedhof. Da stehen die Rohre in Reih und Glied, alle leer. Man
muß lange suchen, bis man eines findet, in dem der Setzling noch lebt, und der ist bei weitem nicht etwa oben herausgewachsen, sondern kümmert
in seinem Rohr vor sich hin, kann nicht leben und nicht sterben.
Dazu fällt mir ein, daß es einige gemeinnützige Institutionen gibt, die Spendengelder einsammeln mit dem Versprechen, mit anerkannten
forstwirtschaftlichen Methoden Aufforstung zu betreiben, um der globalen Erwärmung Einhalt zu gebieten. Das ist alles legal, aber die gute Absicht
verfehlt den Zweck, und die Spendengelder sind verschwendet, wenn sie kein besseres Ergebnis zustandebringt.
Ich habe mir nun schon vor Jahren ein Verfahren ausgedacht und es auch erprobt, das zu dramatisch besseren Ergebnissen
führt, je nach Sorgfalt und Geschick bis zu 100% Erfolg. Ein Forstwirt wird das wahrscheinlich zunächst belächeln, wenn man aber den Langzeiterfolg
betrachtet, wird das auch ein Forstwirt anders sehen. Gegeignet ist die Methode nicht nur für Grundstückseigentümer, die den eigenen Wald
aufforsten wollen, sondern auch für naturbewußte Menschen ohne eigenen Grund und Boden. Diese Menschen können im Sinne von
Guerilla Gardening
vorgehen, der theoretische Unterbau kommt von Henry David Thoreau und nennt sich Civil Disobidience
was zwar nicht legal, aber sehr legitim ist, und wir brauchen dringend sehr viel mehr davon.
Wenn man in der wärmeren Jahreszeit in der Natur spazierengeht, hat man immer eine (kleine) Plastiktüte dabei, in der sich
auch ein Stück nasses Küchentuch befindet. Man wird nun
erkennen, daß viele Sämlinge von großen Bäumen an Stellen aufgegangen sind, wo sie unmöglich weiterwachsen können, und ganz sicher verderben werden.
Hat man so einen Sämling vor sich, wenn er gerade nach den Keimblättern das erste arttypische Blattpaar getrieben hat, an dem man ihn erkennt, so
läßt er sich leicht mitsamt seinem kompletten Wurzelwerk aus dem Boden ziehen, und kann in der Plastiktüte verstaut werden.
Zuhause hat man einen Eimer vorbereitet. Man nimmt da einen, der sonst im gelben Sack oder im Recyclinghof landet, also etwa einen alten Farbeimer.
Er sollte 10-20l Inhalt haben. Dem verpaßt man an der Seite (!, nicht unten!) ein 10mm Abzugsloch, sodaß innen das Wasser etwa 2 cm hoch stehen
kann. Da hinein pflanzt man den Sämling, und stellt das Ganze an einen Ort, wo der Regen ohne Einschränkung hinkommt, aber die Sonne niemals direkt
hinscheint, also z.B. die Nordseite eines Hauses. Man sollte auch im Falle außergewöhnlicher Trockenheit einfachen Zutritt haben, um zu gießen, bei
normalen Wetterbedingungen kann man sich das sparen, es ist wartungsfrei.
Von Zeit zu Zeit, mindestens einmal/Jahr, kürzt man die Seitentriebe, so daß der junge Baum möglichst schnell an Höhe gewinnt ohne soviel Blattmasse
zu entwickeln, daß das Volumen des Eimers überfordert wäre. So nach ca. 3- 4 Jahren kann der Baum ausgewildert werden. Hierfür sucht man sich eine
Stelle, an der der Baum auch Jahrzehnte stehen kann, ohne jemanden zu stören und wo er vorteilhafte Bedingungen für weiteres Wachstum finden kann, viel Licht
und wenig Konkurrenz. Die beste Jahreszeit ist Ende November/Anfang Dezember, bevor der Boden gefroren ist. Man besorgt sich auch einen Pfahl und
eine Schnur zum Anbinden. Das Pflanzloch hebt man paßgenau zur Eimergröße aus, holt den Setzling aus dem Eimer, ohne den Wurzelballen zu zerlegen,
und pflanzt ihn da hinein. Den Aushub verteilt man rund um das Pflanzloch als Ringwall. Den Pfahl
schlägt man ein Stück neben dem Pflanzloch schräg in den Boden, so daß er den Stamm kreuzt, und bindet das da zusammen. Gegen Wildverbiß häuft man
dürre, möglichst dornige Zweige um den Setzling an. Damit hat man eigentlich alles getan. Ist der folgende Sommer sehr trocken, kann man
nochmal gießen, es schadet nicht, sollte aber nicht nötig sein. Insgesamt wird man vielleicht eine Stunde auf diese Aktion verwenden, für ein
Lebewesen, das über 100 Jahre alt werden soll, ist das nicht zuviel!
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Wir haben ja aktuell in Deutschland mit rechtsradikalen Tendenzen und vor allem deren Auswüchsen zu kämpfen. Wie tief
das in der deutschen Volksseele verankert ist, und an welchen Zeichen man das erkennen kann, möchte ich mit einem scheinbar nebensächlichen Erlebnis
illustrieren:
Nach meiner Rückkehr vom Entwicklungsdienst, schon mit der Verantwortung für eine damals noch kleine Familie, sah ich
mich gezwungen, auch in wrtschaftlicher Hinsicht konkrete Zukunftspläne ins Auge zu fassen. Mein ursprüngliches Ziel, zu studieren, war durch die
unsäglichen Hürden des Numerus Clausus in diffuse Ferne gerückt, und der Arbeitsmarkt ließ keine große Auswahl zu. Meine für den Entwicklungsdienst
so wunderbar passende Qualifikation brachte mir hier gar keine Vorteile, wenn nicht sogar Nachteile, und ich ließ mich breitschlagen, bei einem
hiesigen Rüstungskonzern ziemlich unten in der Hierarchie eine Arbeitsstelle anzutreten. Ich landete zunächst in einer Abteilung, die verschiedenste
Reparaturarbeiten durchführte, wie z.B. am Innenleben des Steuerknüppels vom Starfighter, aber auch die Notbeleuchtungsmodule für den damals ganz
neuen Airbus. Die Abteilung war zum größten Teil mit jungen Männern meines Alters besetzt, zwar hatten sie alle ihre Bundeswehrzeit abgeleistet,
aber wie ich eine junge Familie zu versorgen. Mit meinem unmilitärischen Hintergrund war ich der Exot, aber dennoch sozial akzeptiert.
Somit ist mir zunächst gar nichts aufgefallen.
Es gab in dieser Firma auch eine Werkskantine, wo man sich ein kostenloses Mittagessen holen konnte, was ich selbstverständlich in Anspruch
genommen habe. Nach dem Signal der Werkssirene begab man sich über den Hof zur Kantine, und da stand hinter einer Theke eine Phalanx von einem
halben Dutzend älterer Damen, vor sich ihre großen Töpfe und Pfannen, adrett zurechtgemacht mit Hygienekleidung und Häubchen, bewaffnet mit Kellen,
großen Löffeln und Zangen. Man versah sich mit Teller und Tablett, und stellte sich in die Reihe, die an dieser Damenriege entlang langsam
vorrückte. Heute gab es ein Nudelgericht mit wahlweise Tomatensauce oder Sauce Hollandaise. Ich hatte schon eine Portion Nudeln auf meinem
Teller, als ich zur Saucenstation kam. Die freundliche Dame sagte nicht etwa "weiß oder rot?", sondern "schwarz, weiß rot?"
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Heute Nacht hat eine Wetterkapriole für eine wahrscheinlich lokale Waldkatastrophe gesorgt. Es war prinzipiell schon
im Wetterbericht angekündigt, aber das Ausmaß der Wirkung hat mich doch überrascht. Erst fiel beginnend gestern Nachmittag schwerer, nasser Schnee,
der sich bis nahezu 10cm aufhäufte, und offenbar durch seine Konsistenz auch in den Baumkronen hängen blieb. Und dazu spät nachts etliche
Windboen, nicht wirklich so stark, aber aus einer ungewöhnlichen Richtung, dem Wetterbericht nach eine reine Westströmung, während wir es hier
üblicherweise mehr mit Nordwestlichen Richtungen zu tun haben.
Auch in meinem Wald wurden zwei große Bäume beschädigt, sie sind nicht etwa gefallen, sondern es sind die Kronen komplett abgebrochen. Damit sind
die beiden Bäume futsch. Auch sonst sind einige richtig dicke Äste heruntergekommen, ob die betreffenden Bäume diese Amputation schadlos wegstecken,
muß sich erst zeigen.
Dieser Schaden ist in diesem Ausmaß nur möglich, weil die lange Trockenheit der vergangenen Sommer den Wald vorgeschädigt hat. Auch ohne diesen
Windbruch wären diese Baume nach und nach eingegangen, halt nur still und leise, ohne plötzliche Katastrophe. Jetzt warte ich nur noch, bis
der Schnee ganz weg ist, dann geht die Waldarbeit mit dem Abräumen der Reste los.
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Es ist immer noch Februar, der Fasching ist vorbei, und die Natur kommt jeden Tag mehr aus den Startlöchern heraus.
Auch ein Kälteeinbruch mit Schneetreiben ändert nichts daran. An ihrem Gesang kann ich erkennen, daß die Finken wieder da sind, es gibt wieder
eine Amsel, die das verwaiste Revier gleich übernommen hat und fleißig singt. Selbst eine Ringeltaube ist dabei, sich hier häuslich
einzurichten. Und, oh Wunder, mehrere Nachtigallen sind auch schon zugange. Speziell diese in der Literatur so hochgelobten Vögel sind nicht leicht
zu identifizieren. Ich habe selbst lange gebraucht, bis ich sie erkannt habe. Ich bin ja insofern vorbelastet, als ich die Stimmen vieler
tropischer Vögel aus eigener Anhörung kenne, und war etwas überrascht, in meinem Garten einen Ton zu hören, den ich von woanders her zu kennen glaubte.
Nun gibt es das Phänomen schon länger, daß ermöglicht durch die globale Erwärmung sich hier nie gesehene Vogelarten aus Afrika ansiedeln, und ich
habe mich bemüht, den Ursprung dieses Tones auch zu Gesicht zu bekommen. Während der Sänger bisher nur gut getarnt durch das dichte Geäst einer
großen Eiche zu hören war, tat er mir eines Tages den Gefallen und setzte sich in die alte Fernsehantenne, wo ich ihn ausgiebig im Fernglas
betrachten konnte. Gleichzeitig gab er die ganze Palette seines Gesangs zum Besten, die ich dadurch akustisch diesem einen Vogel zuordnen konnte.
Es war wie das Öffnen einer Schleuse, viele Töne, denen ich bisher keine Aufmerksamkeit geschenkt hatte klärten sich, bei denen ich als Quelle andere
Vogelarten vermutet hatte. Das alles als Nachtigallengesang zu identifizieren war nun kein Problem mehr. Im Netz, speziell in Youtube, bekommt
man auf Anfrage viele Nachtigallen präsentiert, aus vielen Ländern, England genauso wie
Rußland oder Deutschland,
in Bild und Ton.
Zwar gibt es beim Gesang der Nachtigallen offenbar große regionale Unterschiede, aber zumindest die hiesigen werden ihrem Ruf nach der Literatur
nicht gerecht. Eine Amsel singt 3 Nummern schöner, ausgiebiger, variantenreicher. Shakespeare hat offenbar nie persönlich den Unterschied zwischen
Amseln und Nachtigallen kennengelernt, vielleicht hat einfach nur der Name besser in sein Versmaß gepaßt.
Ich habe nun auch versucht, eine Ordnung als Identifizierungshilfe in dem Geang der Nachtigal zu erkennen. Sie singt Strophenweise mit großer
Variabilität. So eine Strophe beginnt mit einer Tonfolge, die aus einem einzelnen Ton, aber auch bis zu 4 Einzeltönen bestehen kann. Diese Tonfolge
wird ganz minutiös exakt wiederholt, entweder kommt sie ein einziges Mal, es können aber auch bis zu 4 Wiederholungen sein. Dann kommt eine Pause,
die der Vogel wohl nutzt, um durchzuatmen und seinen Konkurrenten zu lauschen. Dann kommt wieder eine Strophe, die zwar ähnliche oder gleiche
Einzeltöne enthalten kann, wie die vorherige, aber in ihrer Zusammensetzung einzigartig ist, und wieder in genau der gleichen Weise wiederholt
wird. Am häufigsten kommt ein flötenartiger eher kurzer Ton vor, der auch mal als Einzelton ohne Wiederholung gebraucht wird. Ansonsten gibt es
viele Trillertöne bis hin zu unmelodischem Knarren oder Krächzen, etwas, was sich eine Amsel niemals erlauben würde.
Während man einen Finkenschlag durchaus beim erst-und einmaligen Hören erkennen kann, braucht man erheblich länger, um eine Nachtigal zu
identifizieren. Erstmal muß man seine Schallortung so im Griff haben, daß man den anvisierten Gesang wirklich einem und nur einem Vogel zuordnen
kann, dann muß man länger zuhören, um die Organisation in Strophen und Töne zu erkennen. Erst dann kann man sich sicher sein, was man da gehört
hat.
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Es ist immer noch Februar, und schon wieder frühlingshaft warm. Das Dutzend Vögel ist weniger an der Futterstelle
interessiert, ist aber hier in der Umgebung mit hörbarem Balzen beschäftigt, das gibt Hoffnung, aber es sind halt nur wenige. Die einsame Amsel,
die nie an die
Futterstelle kam, habe ich nun tot im Wald gefunden, es ist besonders schade, weil es die einzige weit und breit war. Ich nehme an, auch
bei Amseln gibt es natürliche Todesursachen, aber so ein Garten am Wald ganz ohne Amseln ist schon befremdlich! Ein Eichhörnchen lebt offenbar
direkt hier am Haus, ich habe es schon mehrfach beobachtet, es nimmt erst Notiz von mir, wenn ich näher als 5m herankomme. Auch dieses Tier kommt
nicht an die Futterstelle, auch Nüsse, die ich ihm extra hinlege, nimmt es nicht an. Weil ich beobachtet habe, daß es von einem überständigen
Apfel gefressen hatte, habe ich einen extra hingehängt, ohne Erfolg.
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Inzwischen ist auch der erste Frühjahrssturm Geschichte, er war in den Medien groß angekündigt, die Bundesbahn
hat ihren Fernverkehr gestoppt, der Flugverkehr wurde eingestellt, und die Stadt Schwabach hat ihren Stadtpark gesperrt. Dennoch war es weit
weniger schlimm als erwartet. Für mich schlimmer waren die darauf folgenden kalten Tage mit auch tagsüber Frost, was bei meiner angespannten
Heizmaterialsituation Sehnsucht nach der Wärme in Griechenland hervorgerufen hat.
Ob auch diesmal in meinem Nachbarwald Bäume gefallen sind, kann ich nicht sagen. Da liegen inzwischen mehr Stämme als noch
stehen, und es ist gefährlich, sich darin zu bewegen. Die Gefahr beschränkt sich nicht auf den Wald selbst, sondern betrifft auch die öffentliche
Zufahrtstr. zu meiner Mühle. Da wird mir jedesmal mulmig, wenn ich da dran vorbeiradle!
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Der Jahreswechsel ist nun durch und erwartungsgemäß gab es nun ein paar frostigere Tage, auch untertags Dauerfrost, aber
so richtig kalt, wie man es für einen ordentlichen Winter erwartet, wurde es nicht.
Vor allem kein Krümel Schnee. Dadurch konnte ich wirklich alles
Bruchholz, das in meinem Wald herumlag, problemlos einsammeln und dem Kachelofen zuführen. Leider ist das nicht wirklich trocken, und die Heizwirkung
läßt zu wünschen übrig. Wie bestellt, hat mir die globale Erwärmung in der zweiten Januarhälfte ein paar richtig frühlingshafte Tage beschert, und die
Natur hat prompt darauf reagiert, die Haselbüsche hängen ihre Würstchen raus und die Winterlinge blühen schon, und das zur kalendarisch kältesten
Zeit des Jahres!
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Dank der globalen Erwärmung ist es zwar lange nicht so kalt wie in den vergangenen Jahren aber schon vor dem Jahreswechsel
gab es einige Nächte mit knackigem Frost. Nachdem ich hier etwas außerhalb der Stadt bin, schlägt das voll durch und ich muß meinen Kachelofen
mehrere Male in der Nacht nachfüttern, wenn ich nicht frieren will. Weil das ursprünglich nicht als Hauptheizquelle gedacht war, schluckt dieser
Ofen ziemliche Mengen an Holz, und bereits jetzt wird das Ende des Vorrats absehbar. Vielleicht bin ich empfindlcher geworden, aber was Kälte
betrifft, habe ich schon einiges erlebt, paradoxerweise das kälteste Erlebnis in den Tropen.
Als Entwicklungshelfer und Mitglied des Deutschen Entwicklungsdienstes hat man einen Sonderstatus im Gastland, und man hängt auch ziemlich eng an der
Deutschen Botschaft des Landes. Da hat nun die Lufthansa eine neue Fluglinie von Frankfurt über Kingston nach Lima eröffnet, und sie wollten ihren
Flieger, einen Jumbo, auch für den ersten Flug vollbekommen. Passend für meine Urlaubszeit im Sommer kam aus der Botschaft die frohe Kunde, jeder
Entwicklungshelfer bekäme von der Lufthansa ein Ticket nach Lima (mit Rückflug) geschenkt. Ich habe das natürlich gerne in Anspruch genommen, und als ich im
Lufthansabüro ein zweites Ticket für meine Ehefrau hinzukaufen wollte, bekam ich auch dieses noch gratis dazu. Wir haben uns natürlich mit dem
DED-Büro in Lima verständigt, und wurden schon erwartet, als wir dort ankamen. Weil es Freitag war, habe ich in der Wechselstube am Flughafen erstmal
nur etwa 50 J$ in Soles umgetauscht, und wollte wegen des besseren Kurses erst am nächsten Montag in der Bank mehr Bargeld eintauschen. Im DED-Büro war
man nicht untätig gewesen, und hatte für uns eine ganze Sight-Seeing-Reise durch Peru und Equador organisiert, und weil dieses Programm die verfügbare Zeit
lückenlos ausfüllte, mußte es gleich am nächsten Morgen losgehen, eine Busreise nach Puno am Titicacasee war der erste Punkt auf der Liste. Lima ist
eine tropische Stadt, wir kamen aus einem tropischen Land, so ist mir zunächst nichts aufgefallen, allenfalls war es etwas kühler als gewohnt, weil Lima
auf der Südhalbkugel liegt, es daher Südwinter war. Wenn
man sich längere Zeit in den Tropen aufhält, gibt es keinen Bedarf an warmer Kleidung, man denkt nicht mehr daran, und besitzt auch bald so etwas
nicht mehr. Wir wurden also zum Busbahnhof gekarrt, und mit dem Bezahlen der beiden Bustickets waren meine Soles ziemlich aufgebraucht, für die zwei
Tage Lebensmittel reichte es bei einer gewissen Genügsamkeit noch. Als es dann ans Einsteigen in den Bus ging, kamen mir jedoch schon Bedenken, denn
die anderen Fahrgäste hatten jeder eine Decke dabei. Es gab auch einen fliegenden Händler, der solche Decken anbot, aber dafür reichte mein Geld nicht
mehr. Zunächst ging es an der Küste entlang auf der Panamericana nach Süden, den ganzen Tag und die folgende Nacht lang, über 1000km weit. An der
Abzweigung nach Arequipa machte der Bus halt, und die zusteigenden Passagiere hatten jeder 2 Decken dabei, und wir saßen mit dünnem Hemd passend
für die Tropen im ungeheizten Bus. Es ging nun schnell die Berge hinauf, und es wurde nicht nur kühler, sondern richtig kalt. Ich weiß nicht mehr,
wie hoch die Paßstraße ging, aber Arequipa liegt gut über 2000m hoch. Wir haben alles, was wir an Kleidung dabeihatten, übereinander angezogen, und
auch die Handtücher genutzt. Als ich sah, daß die meisten Zusteigenden in Arequipa 3 Decken mitbrachten, wurde mir schon anders. Für die nächste
Etappe ging es richtig in die Höhe, ich schätze der Paß hatte an die 5000m Scheitelhöhe. An den Fenstern des Busses bildeten sich innen Eisblumen.
Ich schaute mir das erschreckt-versonnen an, und kratzte auch ein wenig mit dem Fingernagel dran, da sagte der Nachbar in der Sitzreihe hinter mir
mitleidig:"Es Hielo". Er dachte wohl, daß ich zum erstenmal im Leben sowas gesehen hätte, kein Wunder bei meiner unangepaßten Kleidung!
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Bei meiner Planung für den nächsten Reiseabschnitt habe ich ein gebrauchtes Buch von Rod Heikell recht preiswert ergattert:
Küstenhandbuch Italien. Rod Heikell gilt in Seglerkreisen als der Handbuchpapst, und seine Werke sind entsprechend teuer, nur medizinische Handbücher
kosten noch mehr. Da war ich ziemlich glücklich, dieses Buch in die Hand zu bekommen, und darin nachzulesen, was über die nächsten Küstenabschnitte
meiner Reise darinsteht. Ich war ziemlich enttäuscht, das Ergebnis war mager und wenig gehaltvoll, was ich wissen wollte stand eher nicht drin. Zwar
hat man mir zu verstehen gegeben, das läge nicht an Rod Heikell, sondern diese Küste ist für Segler tatsächlich wenig erstrebenswert, und ich wäre nur
von der Ägäis verwöhnt. Ich hatte mich nun darauf eingestellt, entgegen meinen bisherigen Erfahrungen doch wieder mindestens bis Messina in einem
Rutsch durchzufahren, eine Strecke von ca. 250 Seemeilen, mindestens 3 Tage ununterbrochenes Segeln, was mir wieder einen gewissen Schlafmangel
bescheren würde.
Nun habe ich ein weiteres Handbuch von Rod Heikell gebraucht erworben, Ionian, diesmal in der Originalsprache English. Schon das Aufsuchen der Teile
des Ionischen Meeres, die ich bereits kenne, hat mich mit dem Autor wieder versöhnt, es steht wirklich alles Wichtige und auch noch einiges weniger
Wichtige drin, so wie man es von einem Handbuch für Segler erwartet. Nicht überall wo Rod Heikell draufsteht, ist auch Rod Heikell drin! Ich hatte
schon geahnt, daß die Ionischen Inseln ein Seglerparadies sind, aber nach dieser Lektüre kann ich das nördliche Ionische Meer und insbesondere die Insel
Corfu nicht aussparen. Ich werde daher zu meinem ursprünglichen Plan zurückkehren, erstmal nach Norden fahren, und die Straße von Otranto an der
schmalsten Stelle überqueren, was in einem Tag möglich sein sollte. Mit der Italienischen Südküste werde ich trotz ihrer vorhergesagten unwirtlichkeit
schon irgendwie zurechtkommen!
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Wie vom Wetterbericht angekündigt, ist heute eine Böenwalze durchgezogen, es war von 10-12 Windstärken die Rede
und es hat die Bäume entsprechend durchgeschüttelt. Am Boden spürt man nur einen kleinen Bruchteil dieses Windes, aber in den Baumkronen geht es
wild zu. Ich gebe zu, ganz im Gegensatz zu meinen Erlebnissen auf dem Meer war mir durchaus mulmig zumute. Ich habe zwar schon in den Jahren vorher
alle Baume, die gefährlich über das Haus hingen rechtzeitig entfernt, aber in dem Nachbarwaldstück, wo all die Jahre niemand durchgeforstet hatte,
war mehrmals das Krachen fallender großer Bäume zu hören. Da lagen ja schon vorher die Stämme kreuz und quer, nun sind noch ein paar dazugekommen.
In meinem Wald ist kein Baum gefallen, ich hatte bereits schon zur Gewinnung von Heizmaterial alle beschädigten oder kranken Bäume herausgenommen,
aber es fielen zum Teil sehr dicke Äste von oben. Da habe ich lieber darauf verzichtet, gleich in den Wald zu gehen, das ist erst gefahrlos
möglich, wenn der Wind durch ist.
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Nach etlichen weiteren Tagen hat sich die Situation an der Futterstelle auf niedrigem Niveau stabilisiert: Das halbe Dutzend
Kohlmeisen hat sich mit zwei Kleibern zusammengetan, dazu eine Blaumeise, und erstaunlicherweise eine Tannenmeise. Diese Vogelbande tritt immer
gemeinsam auf, kommt und geht gemeinsam. Meist kommen sie 2 Mal am Tag, bleiben eine Viertelstunde bis sich alle sattgefressen haben, und weg sind sie.
Es gibt auch Tage, an denen sie nicht kommen. Das wäre früher undenkbar gewesen, es wäre permanenter Betrieb an der Futterstelle gewesen, erst wenn
alles vertilgt ist, wären sie weggeblieben.
Im Wald sehe ich gelegentlich eine einsame Amsel, sie kommt aber niemals an die Futterstelle. Da scheint eine Rückentwicklung vor sich zu gehen, wie
in Brehm's Tierleben beschrieben, wird die Amsel wieder zum "scheuen Waldvogel".
Natürlich halte ich die Augen offen, wenn ich in der Stadt unterwegs bin, und vor allem in den Vierteln mit Einzelhäusern und Gärten scheint sich weniger
verändert zu haben, man sieht und hört Vögel, wenn auch nach meiner Ansicht weniger als früher. Dadurch wird sich die Erkenntnis, daß da was getan werden
muß, nicht so leicht durchsetzen, als wenn man den stillen Wald vor Augen und Ohren hat.
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Jetzt, nach 5 weiteren Tagen haben sich doch etwa ein halbes Dutzend Kohlmeisen für das Futterhäuschen interessiert, sie
kommen in Abständen von mehreren Stunden, naschen ein wenig von dem Futter und sind schnell wieder weg. Vor allem die Kleiber, die vorher die Mehrheit
der Besucher stellten, sind komplett verschwunden, keine Amseln, keine Finken. Die vorherige Artenvielfalt ist auf genau eine Art geschrumpft, und die
Gesamtzahl auf vielleicht 1% der vorherigen Jahre. Das sind absolut traurige Aussichten!
Die Insekten mit ihrer schnellen Reproduktionsrate und der dadurch bedingten Anpassungsfähigkeit an die verschiedensten Gifte werden wohl den
Schwund bald aufholen, und weil die Vögel den Rückstand nicht ebenso schnell wettmachen können, werden wir vermutlich bei einigen Insektenarten in den
nächsten Jahren eine überbordende Vermehrung erleben, was einen Ruf nach noch mehr Gift auslösen wird. Es wird spannend werden, ob wir
bzw. unsere Politiker diesem Ruf widerstehen können, und es im Gegenteil schaffen, die Gifte zu verbannen.
Nautisch bzw. militärisch ausgedrückt, ist das, was wir jetzt sehen, ein Schuß vor den Bug. Wenn wir nicht sofort stoppen, wird die Kanonade mit gezielten
Schüssen und großen Kalibern beginnen! Ob wir das auch so schadlos überleben können, wage ich zu bezweifeln, denn die Natur hat in jedem Fall den längeren Atem
und die schwereren Geschütze.
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Es gibt nun schon häufige Nachtfröste, und weil der Winter in großen Schritten naht, habe ich wie in früheren
Jahren ein Futterhäuschen für die Kleinvögel mit Mischfutter bestückt und am gewohnten Ort aufgestellt. Erwartet hätte ich, daß die Vogelwelt das
in kürzester Frist in Besitz nimmt, und nach spätestens einem Tag alles vertilgt hätte. Wirklich erstaunt oder besser erschrocken war ich, als
selbst nach drei Tagen nicht ein einziger Vogel an dem Futterhäuschen war, es blieb gänzlich unberührt. Früher waren da viele Vögel, meist
Blau- und Kohlmeisen, Kleiber, Amseln, diverse Finken, Rotkelchen und manche mehr. Davon ist nichts geblieben. Auch wenn man sich umschaut
sieht und hört man keine Vögel mehr. Natürlich habe ich von dem Insektenschwund gehört, aber daß es so schnell und vollständig auf die Vogelwelt
durchschlägt, hätte ich nicht für möglich gehalten. Nun ist mein Standort eine Mischgegend, zwar direkt am Wald, aber stadtnah mit vielen Wiesen
und wenig direkte Landwirtschaft, eigentlich ein Vogelparadies. Nun ist alles tot. So deutlich habe ich das nicht erwartet. Da hat man durch den
übermäßigen Gebrauch von Herbiziden und Insektiziden einen Zustand erreicht, dem man nur noch mit radikalen Maßnahmen Herr werden kann.
Es ist an der Zeit sämtliche bioziden Substanzen vollständig aus unserer Umwelt zu verbannen, kein Freizeitgärtner, kein Landwirt sollte mehr etwas
derartiges anwenden. Daß es nicht ohne ginge, ist ein Märchen, längst ist bewiesen daß man vollständig auf diese Substanzen verzichten kann,
ohne daß jemand darunter leiden müßte. Man muß einfach nur seinen Grips statt Chemie einsetzen!
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Bei meinen Recherchen zu den zukünftig zu befahrenden Seegebieten bin ich auf den Bericht in Wikipedia
zu MH370 gestoßen. Ich habe das (zum wiederholten Mal) komplett durchgelesen, und bin da auf eine Quelle
gestoßen, die mich aus vielen Gründen besonders interessiert hat. Es handelt sich dabei um einen Bericht von einem britischen Seglerehepaar, die mit ihrer Segelyacht im
Indischen Ozean in West-Östlicher Richtung auf Banda Aceh unterwegs waren.
Wie ein Schlag getroffen hat mich die scheinbar nebensächliche Bemerkung:“We hadn’t spoken for about a week,”. Da war auch zur visuellen Verdeutlichung
ein Kartenausschnitt mit eingezeichnetem Track angegeben, man sah, daß sie nur durch Kreuzen ihrem Ziel näher kommen konnten. Abgesehen davon, daß diese
Kommunikationsverweigerung einen Psychoterror der schlimmeren Art darstellt, es wird dadurch auch die Sicherheit der Reise sehr in Frage gestellt. Wie kann sich
der Skipper unter diesen Bedingungen unter Deck schlafen legen? Wie bekommt man unter diesen Bedingungen die wiederkehrenden Wendemanöver hin? Ganz gleich, von wem dieser Terror ausgeht (ich habe die Dame unter dringendem Verdacht),
der Skipper ist und bleibt verantwortlich. Er dürfte sich meiner Meinung nach nicht zurückziehen, und müßte notfalls das Schiff wg. der fehlenden
Kommunikation in Einhandmanier
weiter führen. Und eine Segelyacht auf dem Ozean ist ein absolut ungeeigneter Ort für solche Machtspielchen, es kommt einem Mordversuch gleich.
Man sieht an diesem Beispiel auch, wie kritisch die Auswahl der Mitsegler ist. Wenn so eine Reise was werden soll, muß man darauf ein ganz besonderes
Augenmerk richten. Auch wenn es nicht zu tätlichen Angriffen kommt (auch das wurde schon berichtet, bis hin zum blutigem Mord), es gibt viele Möglichkeiten,
so eine Reise zur Hölle zu machen.
Wenn man über längere Strecken und längere Zeit wirklich ganz alleine ist, neigt man zu Halluzinationen, gesteigert noch, wenn man übermüdet ist.
Das habe ich vielen Reiseberichten entnommen und trotzdem ich mich für einen sehr nüchternen Menschen halte, auch am eigenen Leib erlebt. Die Seglerin mit dem obigen Bericht ist sich offenbar auch dieses Effektes
bewußt. Will man in dieser Situation noch sicher fahren, muß man die eigenen Beobachtungen doppelt und dreifach überprüfen, bevor man darauf reagiert
und bei der Schiffsführung darauf eingeht. Wenn man auf diese Weise über viele Stunden allein im Cockpit sitzt, abgesehen von dem eigenen Schiff mit
seinen wohlbekannten Strukturen nur leeren Himmel und Wasser sieht, wird jedes darüberhinausgehende Ereignis zur Attraktion. Dadurch wird jedes
vorüberziehende Flugzeug genau inspiziert, und weil das öfter vorkommt, werden Unregelmäßigkeiten sehr auffällig.
Eben deshalb halte ich die im Report geschilderten Beoachtungen der Seglerin für besonders glaubwürdig, ich hätte mich in so einer Situation vermutlich
ebenso verhalten, eben KEIN Mayday gerufen. Ich bin sehr verwundert, daß man bei der Unfallforschung von MH370 auf diese Beobachtung eines Brandes
und reduzierter Flughöhe so
gar nicht eingegangen ist, immerhin findet sie bei Wikipedia Erwähnung. Irgendwann werden sie den unglücklichen Flieger finden, und dann wissen wir mehr!
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8.10.19 |
Nachdem es die ganze Woche geregnet hatte, habe ich nun heute vormittag in einer Regenpause begonnen, meine eingetopfte Baumsammlung zu
sichten, und die Ergebnisse meiner vorherigen Pflanzaktionen zu begutachten. Das Ergebnis zeigte sich als absolut traurig. Ich habe selbst schon vor Jahren
begonnen, es etwas zu vernachlässigen, weil ich durch das Schiff sehr in Anspruch genommen war, jetzt aber, vor allem durch die Trockenheit der beiden letzten Sommer sind ca. 90% der Bäume eingegangen
und vertrocknet. Ich habe nun angefangen, wenigstens den Rest noch zu pflanzen, weil die Jahreszeit gerade paßt. Dabei mußte ich feststellen, daß
zumindest in meinem Wald trotz des vielen Regens gerade mal die obersten 2cm der Humusschicht durchfeuchtet sind, darunter alles knochentrocken.
Das bedeutet nicht nur höchste Waldbrandgefahr, sondern auch bedrohlichen Wassermangel für alle Gewächse, die keinen Anschluß an das Grundwasser haben.
Das betrifft vor allem Sämlinge der großen Bäume, also Buchen und Eichen, aus denen sich die Regeneration des Waldes speist. Da ist offenbar alles
eingegangen, was weniger als 5cm Stammdurchmesser hat. Den Nachwuchs der Kiefern fressen die Rehe sowieso komplett ab, so entwickelt sich mein Wald zu
einem Hochwald mit ausschließlich dicken, hohen Stämmen ohne jeden Unterwuchs. Und auch die dicken Bäume leiden, nicht nur unter der Trockenheit,
sondern auch Borkenkäfer & Co schlagen zu, sodaß immer wieder mal einer eingeht und herausgenommen werden muß. Traurige Aussichten! Da helfen auch meine
Pflanzaktionen nicht wirklich weiter. Ich könnte noch anfangen, den Wald zu bewässern, das löst aber das grundsätzliche Problem nicht. Wenn da nicht
bald eine längere Periode von nassen Jahren kommt, werden wir in DE das nächste Waldsterben haben!
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5.10.19 |
Langsam lebe ich mich wieder ein, und habe auch die ersten Einkaufstouren per Fahrrad hinter mir. Im Gegensatz selbst zu Vonitsa oder Preveza
habe ich hier in kleiner Entfernung die ganze Skala der Discounter, also Aldinettolidlnorma zur Verfügung, sowie insgesamt 4 Baumärkte, alles was ich für den
Materialnachschub brauche, alles in weniger als 3km Entfernung. Da wird der Unterschied im Wirtschaftspotential zu den Ländern. die ich bereist habe
klar und deutlich. All meine Kenntnisse und Fertigkeiten sind für die Katz, wenn der Materialnachschub stockt. Dazu kommt noch der Zugriff auf
internationale Ressourcen per Internet, über den wirklich alles Erdenkliche erreichbar ist, durch die zuverlässigen Post- und Paketdienste in DE vielfach
ausprobiert und genutzt. Als Konsequenz für die Entwicklungshilfe innerhalb der EU bedeutet das, die bisherige Praxis der Subventionen ist kontraproduktiv.
Nicht nur Berufsbildende Schulen, auch Verbesserung der Infrastruktur in Handel und Postdiensten, und nicht zuletzt des Internets wäre der richtige Weg.
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3.10.19 |
Obgleich ich nicht mal ein ganzes Jahr weg war, hat sich doch erstaunlich viel geändert. Es sind etliche Häuser neu entstanden,
überhaupt gibt es einige Baustellen, wo vorher leere Grundstücke waren, der niedrige Zins machts möglich. Ich habe mich auch offenbar so
stark verändert, daß mich bisher niemand auf der Straße erkannt hat, das war noch vor einem Jahr unmöglich. Durch die andere Gesellschaft, in der ich mich
die letzten Monate bewegt habe, hat sich wohl auch mein Blick für andere Menschen geschärft. Segler, ganz gleich aus welcher Nation und welchen Alters,
sind offene Menschen, gehen auf andere Menschen leichter zu, gehen auch körperlichen Anstrengungen nicht aus dem Wege, und sind generell in einem
viel besseren Zustand. Es ist geradezu erschreckend, wie hoch der Prozentsatz an Menschen in SC ist, die durch eigenes Zutun, vor allem Übergewicht
und Mißbrauch von Genußmitteln in einer sehr schlechten Verfassung sind. Natürlich kann man sagen, die Betreffenden gehen sicher nicht Segeln, aber
man kann auch ohne Segeln für einen besseren Gesundheitszustand sorgen. Da wird deutlich, daß meine "Verrücktheit" so abwegig nicht ist, und die
"moderne" Lebensweise was von einem verkappten Selbstmord an sich hat. Vielleicht ist das der Kern aller unserer Probleme, der großen wie der kleinen,
daß wir zu bequem sind, und die Segnungen der Zivilisation zu leichtfertig in Anspruch nehmen. Wir sollten uns alle etwas mehr "Verrücktheit" gönnen!
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1.10.19 |
Der Flug verlief eher unspektakulär, es gab auf den vor den Sitzen installierten Bildschirmen
Hinweise auf den aktuellen Standort, Flughöhe,
Geschwindigkeit etc, aber auf eine für das unbedarfte Publikum geeignete Weise, ich hätte viel lieber eine Kopie des tatsächlichen
Navigationsbildschirmes gesehen, wäre technisch viel einfacher gewesen. Bei der Landung setzte der Flieger für meine Begriffe sehr hart auf,
wenn ich mit dem Schiff genauso an den Kai gefahren wäre, hätte es trotz Fendern mindestens Schrammen wenn nicht Bruch gegeben.
Wieder im Gegensatz zu meinen bisherigen Erfahrungen hat niemand geklatscht, vielleicht war die harte Landung auch keinen Applaus wert.
Das Gepäck wird wohl nach dem FI/FO-Verfahren (*) zurückgegeben, so war mein Koffer als erster auf dem Band.
Am Arrival-Ausgang blieb ich erstmal stehen, um mich nach der S-Bahn zu orientieren, mit der ich nach Mchn- HBF fahren wollte. Da fiel mein Blick
auf Richards breites Lächeln, diese Überraschung ist ihm gelungen! Er ist extra um mich abzuholen mit dem Auto herangefahren! Das erste mal in meinem
bisherigen Leben, daß jemand nur für mich unbestellt diesen Aufwand treibt!
Das Wetter kalt, trübe, regnerisch, welch ein Kontrast! Die Begrüßung in SC sehr herzlich, alle Beteiligten uneingeschränkt erfreut! In der
Mühle allerdings nur Baustelle, nichts geht. Da muß ich erstmal einiges tun, um zu überleben.
(*)FI/FO eine Bezeichnung aus der Computerei: First In/First out: ein Verfahren, Daten in den Speicher ein- und wieder auszulesen. (Im
Gegensatz zum biblischen Verfahren: Die Ersten werden die Letzten sein.(FI/LO))
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